Wenn der Strom über Tage ausfällt, bei Unwetter Wohnungen überschwemmt werden oder irgendwo giftige Chemikalien austreten, ist Besonnenheit gefragt. Was im Katastrophenfall zu tun oder zu lassen ist, erfahren Interessierte beim Sicherheitstag am Montag, 29. November, im Heßheimer Bürgerhaus.
Wichtig ist im Katastrophenfall die sogenannte Resilienz, also die Fähigkeit, sich selbst zu helfen. Wie man seine Resilienz ausbaut, erklärt ab 18 Uhr das Technische Hilfswerk (THW) bei einem rund 45-minütigen Impulsvortrag. „Wir haben bei den jüngsten Ereignissen im Ahrtal gesehen, was passiert, wenn die kritische Infrastruktur zusammenbricht“, sagt der Leiter des THW Frankenthal, Lukas Kalnik. Aus seinen mehr als zehn Jahren Erfahrung im Katastrophenschutz weiß er Antworten auf diese Fragen: Wie gehe ich damit um, wenn der Strom mehrere Tage ausfällt? Wohin gehe ich bei einer drohenden Flut? Wie kontaktiere ich meine Liebsten, wenn das Telefonnetz ausgefallen ist? Was sollte ich immer griffbereit haben? Außerdem gibt Kalnik Tipps für die private Starkregenvorsorge, und auch über Sirenensignale und deren Bedeutung werde gesprochen, sagt er. Das Polizeipräsidium Ludwigshafen informiert danach über gängige Betrugsmaschen wie Callcenter-Betrug. Im anschließenden Plenum können die Bürger Fragen stellen.
Szenarien vor Ort durchspielen
Neben den Vorträgen gibt es einen interaktiven Veranstaltungsteil, der als eine Art Marktplatz konzipiert wird. So werden das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Freiwillige Feuerwehr, das THW, die Polizeiinspektion Frankenthal, der Seniorenbeirat, die Firma Inventied und die Bayerische Versicherungskammer ansprechbar sein, um die Bürger über ihren Beitrag zum Katastrophenschutz zu informieren und sie gegebenenfalls für den Einsatz in einer der Hilfsorganisationen zu begeistern. „Es ist wichtig, in der Krise kluge Köpfe zu kennen“, beschreibt Kalnik den Sinn des Netzwerkens vor Ort. Außerdem werden im kleinen Saal des Bürgerhauses Katastrophenszenarien gezeigt. „Wir wollen mit den Vorführungen keine Panik machen“, betont Kalnik. Vielmehr gehe es darum, den Bürgern ein realistisches Bild zu vermitteln, welche Hilfen im Ernstfall möglich sind.
Ausrüstung von erfahrenen Ingenieuren
Kalnik ist einer von vier Ingenieuren, die aus ihrer THW-Erfahrung heraus im Februar die Firma Inventied in Frankenthal gegründet haben. Ihr Ziel: den Katastrophenschutz besser und einfacher zu gestalten. Dafür bieten sie nicht nur Einsatzmaterialien und Zubehör für den Katastrophenschutz an, sondern sie haben auch den Ladungsträger Vario-Load-Rescue entwickelt, der ab Dezember verkauft werden soll. Er ermöglicht es den Einsatzkräften, mehr als 2000 Hilfsmittel modulartig geordnet mit in den Einsatz zu nehmen, und lässt sich mit verschiedenen Anhängertypen kombinieren.
Für den Hausgebrauch entwickelt worden ist die Resilienzbox von Inventied. „Da ist alles für den Ernstfall drin“, beschreibt Kalnik, unter anderem ein Kurbelradio, ein Campingkocher sowie Wasseraufbereitungsfilter, ein Erste-Hilfe-Set und Anleitungen für andere Ad-hoc-Hilfsmittel im Ernstfall. Die Box gibt es in verschiedenen Ausführungen und ist laut Kalnik ab rund 100 Euro zu haben. Sie soll beim Sicherheitstag vorgestellt werden.
Text und Bild: Die Rheinpfalz vom 23.11.2021